Der Theosophie-Blog

Überblick mit Tiefgang: Der Theosophie-Blog bietet Perspektiven zum Weltgeschehen und stellt das eigene Leben in größere Zusammenhänge.

15. März 2024  //  Der Übergang zwischen Leben und Tod

Neurowissenschaftler und Mediziner beschäftigen sich zunehmend damit, den Sterbeprozess zu verstehen. Die allgemeine Vorstellung, dass wir hier sind, bis der „Schalter“ – wie bei einer Lampe – umgelegt wird und wir dann nicht mehr da sind, scheint aus ihrer Sicht überholt. Es mehren sich stattdessen die Anzeichen dafür, dass Sterben ein Prozess ist, bei dem es keine klare Grenze gibt und das Bewusstsein eine besondere Rolle spielt.

Dem kann die Theosophie nur zustimmen – und noch sehr viel mehr Hintergründe zum Sterbeprozess beitragen:

• Wichtig ist vor allem zu verstehen, dass nicht der eigentliche Mensch mit seinem Körper stirbt.
• Leben kann nicht getötet werden – ein Wissen, das in den Annalen der Menschheitsgeschichte verankert ist.

Übergang in andere Zustände unseres Bewusstseins

Was geschieht nach dem Tod mit unserem Charakter, unserer Individualität, unserem Bewusstsein? Diese Fragen lassen sich nicht beantworten, ohne zu klären, was unser Bewusstsein eigentlich ist, denn es ist allgegenwärtig, unbegrenzt und lässt sich auch durch den Tod nicht auslöschen. Bewusstsein ist, irdisch wie kosmisch, die feinste und höchste Form von Energie, die Wurzel aller Dinge. Es ist immer für uns da, lässt uns denken, fühlen und lieben, wachsen und reifen, je nachdem, wie wir es uns zunutze machen.

Theosophie lässt keinen Zweifel aufkommen: Unsere Individualität geht mit dem Tod nicht verloren. Immer wieder faszinierend ist die Analogie von Schlaf und Tod als Brüder. In der griechischen Mythologie brachte Nyx, die Göttin der Nacht, die beiden Brüder hervor: Hypnos (Schlaf) und Thanatos (Tod). Die dahinterstehende Aussage über die Verwandtschaft zwischen Schlaf und Tod ist der Hauptschlüssel zum Verständnis des Todes: Schlaf ist ein unvollkommener Tod, Tod ist ein vollkommener Schlaf.

So bildet der Tod einen Übergang in andere Zustände des Bewusstseins – ähnlich wie nachts beim Schlaf, nur vollständiger. Dieser Übergang vollzieht sich allmählich und in mehreren Stufen, denn unsere Anziehungen in diese Welt, die wir während unseres Lebens gelegt haben, lösen sich nach dem Tod erst nach und nach. Menschen mit Nahtoderfahrungen können über die allerersten Phasen dieses Zurückziehens des Bewusstseins berichten, jedoch sind sie nicht wirklich gestorben, sonst wäre eine Rückkehr in ihr aktuelles Leben nicht möglich gewesen.

Ist der Lebensfaden erst einmal gerissen, trennt sich unser Bewusstsein, unsere Seele oder der innere Mensch mehr und mehr von den irdischen Sphären, um die Reise in die nachtodlichen Zustände anzutreten. Erst nach einer langen Phase der Ruhe regt sich eines Tages wieder der Durst nach Leben in uns und wir beginnen die Rückkehr in eine neue Inkarnation.

Panoramaschau

Unsere nachtodliche Reise beginnt mit dem Augenblick des letzten Atemzugs oder des letzten Herzschlags, der für den Sterbenden ein ganz besonderer Moment ist und nicht gestört werden sollte. Gottfried von Purucker beschreibt in Tod – was kommt danach?, dass „für eine gewisse Zeit danach, die in jedem Einzelfall unterschiedlich ist, das physische Gehirn tatsächlich noch von Leben erfüllt [ist]. Es ist von dem wunderbaren, schnell wechselnden Panorama mentaler Visionen erfüllt, die vor seinem geistigen Auge vorüberziehen und alles Erlebte enthalten, was der Mensch während seines nun endenden Lebens erfahren hat, bis zur letzten, unvollkommensten Einzelheit. Alles durchläuft das physische Gehirn wie eine wunderbare Verkettung von Bildern, von mentalen Visionen.“ (Seite 56)

Der Sterbende sollte seine Sterbephase deshalb möglichst in Ruhe, ohne störende äußere Einflüsse erleben können. Sie ist enorm wichtig für uns, um zu erkennen, dass alles, was uns im Leben widerfahren ist, seine Berechtigung hatte und alles wohlgefügt ist. So können wir in Frieden gehen und – eines Tages wiederkommen, um unsere Reise der Evolution mit neuer Lebenskraft fortzusetzen. Welch eine hoffnungsvolle Aussicht!

3. November 2023  //  Polarlichter – unsere Erde lebt

Haben Sie in diesem Jahr auch die wunderschönen Polarlichter gesehen? Das faszinierende Naturschauspiel, das sonst fast nur in den Polarregionen zu beobachten ist, war kürzlich auch in Deutschland zu erleben. Und es wird in den nächsten Jahren sogar noch häufiger bei uns vorkommen, denn die Sonne steigert in ihrem Zyklus zurzeit allmählich ihre Aktivität. Weshalb berühren uns diese tanzenden Nordlichter so?

Wissenschaftlich sind Polarlichter einfach erklärt: Sie beruhen auf Sonnenstürmen, deren elektrisch geladene Teilchen in Wechselwirkung mit der Erdatmosphäre und dem Magnetfeld der Erde dieses farbenfrohe Naturschauspiel hervorrufen. Viel spannender ist die Frage nach den inneren Ursachen der Polarlichter. Was bringen sie zum Ausdruck? Mithilfe der Theosophie wird deutlich, dass es sich hierbei um höchst lebendige Prozesse unseres Planeten handelt, der mit der Sonne in engem Austausch steht.

Die Lebensströme der Sonne durchfluten uns

Unser Sonnensystem ist von den vielfältigsten Energien durchströmt, ebenso unsere Erde und alle Lebewesen auf ihr. Energien sind Ausdruck von Leben, nur so können sie auch Leben spenden. Ohne Sonnenenergie würden zum Beispiel keine Pflanzen wachsen und wir hätten keine Nahrung, ganz abgesehen von der Gewinnung solarer Energie in Form von Wärme und Strom. Letztlich ist alles von Leben erfüllt und wirkt auf andere Leben ein – ein ständiger Austausch, der weit über die rein physische Ebene hinausgeht. So ist auch unsere Sonne ein Spender äußeren und inneren Lebens.

Zeigt nicht allein die Tatsache, dass Polarlichter uns so stark in ihren Bann ziehen, dass wir durch sie die Lebendigkeit unseres Planeten erahnen? Durch die elektromagnetische Wechselwirkung mit den geladenen Sonnenteilchen werden die Lebensflüsse unserer Erde in Form der Polarlichter regelrecht sichtbar – ein fantastisches Ereignis.

Der Einfluss des Lebens, der sich im Sonnensturm ebenso wie in allen Sonnenenergien manifestiert, ist auf unser Leben enorm. Die Wirkungen der Lebensströme der Sonne gehen dabei weit über Temperaturveränderungen, Pflanzenwachstum oder Störungen der Stromnetze, der Funkkommunikation und dergleichen hinaus. Ohne die Lebensflüsse der Sonne wäre ein Leben auf unserer Erde nicht möglich.

Phänomene wie Polarlichter machen deutlich, dass unsere Sonne und unsere Erde keine toten Himmelskörper sind. Theosophie erklärt vielmehr, dass sie durch und durch lebendig sind, ebenso wie alle Energien, die von ihnen hervorgebracht und weitergeleitet werden. Deshalb können wir Polarlichter als Emanationen von Leben aus der Sonne in Wechselwirkung mit dem Leben unseres Globus betrachten.
Unsere Erde „atmet“

Die zyklisch auftretenden tanzenden Nord- und Südlichter zeigen, wie unsere Erde regelrecht „atmet“. Sie atmet Leben – atmet Leben ein und atmet Leben aus. Diese Vorgänge finden auf der Erde in allen Regionen statt, besonders jedoch in den Polregionen. Um den Nordpol herum atmet die Erde in der Dominanz ein, um den Südpol stößt sie vorwiegend aus. Dieser Lebensaustausch ist notwendig zum Leben und Überleben unseres Globus. Er sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis von Lebensaufnahme und Lebensabgabe – ebenso wie wir atmen und dabei die verschiedensten Energien austauschen.

Die Polarlichter sind ein Ausdruck dieser Atmungsprozesse bzw. dieses Austausches von Lebensströmen. Sie sind keine abstrakten, diffusen Energien, sondern setzen sich zusammen aus unzähligen Teilchen, den Lebensatomen. Das spiegelt sich in den vielfältigen Farben, Formen und Tönen der Polarlichter wider, denn jede Farbe hat ihren Ton, selbst wenn wir ihn mit unseren Ohren nicht unbedingt hören können. Nicht von ungefähr beschreibt – in der Sprache der Bewohner des nördlichen Skandinaviens – der samische Begriff Guovssahas die Aurora Borealis oder das Nordlicht als „das Licht, das man hören kann“ – zusammengesetzt aus individuellen Lebensatomen.

Wir sind mit dem lebendigen Universum verbunden

So regen Phänomene wie Polarlichter dazu an, tiefer zu schauen, hinter ihre äußeren physischen Gewänder. Und dazu lädt Theosophie immer wieder ein. Alles ist von Leben erfüllt, auch unsere Erde. Sie ist eine lebendige Wesenheit, die wiederum aus zahllosen anderen Lebewesen aufgebaut ist, genauso wie das ganze Universum. Unsere Erdatmosphäre, Wetter- und Klimaphänomene, Erdbeben und Vulkanausbrüche sind Lebensäußerungen unseres Planeten, der ein vitaler Organismus ist. Seine Wälder, Flüsse, Meere, seine Gesteine, Bodenschätze, sein Erdöl, Erdgas usw. – sie alle sind Teile, Organe und Lebensflüsse dieses Organismus „Erde“. Genauso wie unser Blut, unsere Organe, unsere Haut, ja alle Teile unseres Körpers zu unserem menschlichen Organismus gehören und unser physisches Leben auf der Erde ermöglichen.

Unser Leben ist innig verbunden mit dem Leben unseres Planeten. Wir bilden eine untrennbare organische, lebendige Einheit. Die Erkenntnis dieser Einheit, dieses verzahnten Lebens würde den Umgang mit unserem Planeten grundlegend ändern.

20. September 2023  //  Wie entsteht unser Charakter?

Vor Kurzem hat das neue Schuljahr begonnen, die Erstklässler haben sich inzwischen in der fremden Umgebung eingewöhnt. Erneut werden sich Lehrer über die ausgeprägten Persönlichkeiten der jungen Schüler wundern. Mancher Charakterzug ist bereits deutlich erkennbar. Auch Eltern fragen sich: Warum bilden sich bei den Kindern so unterschiedliche Charaktereigenschaften aus, obwohl sie dieselben Eltern haben und unter gleichen Bedingungen aufwachsen?

Die Frage, wie der Charakter der einzelnen Menschen entsteht – jeder ist so einzigartig! –, ist einfach spannend, weil sie uns direkt betrifft. Die Theosophie gibt hierzu einen aufschlussreichen Hinweis: Der Mensch kommt keineswegs als ein unbeschriebenes Blatt auf die Welt, sondern bringt seine ganz eigenen Neigungen und Charaktereigenschaften aus früheren Leben mit. Der Charakter ist die Summe dessen, was wir – ganz individuell – Leben für Leben gelernt und in uns aufgebaut haben. Er ist ein phantastischer Hinweis dafür, dass jede einzelne Inkarnation ihren tieferen Sinn hat, denn sie hat uns Stück für Stück zu dem gemacht, was wir heute sind. Umwelt, Erziehung und Vererbung spielen für die Ausprägung des Charakters eine eher untergeordnete Rolle.

Der Charakter ist das Produkt eines langen, individuellen Entwicklungsprozesses

Der Charakter ist so individuell, weil er das Ergebnis der Gedanken, Gefühlsregungen und Handlungen im Verlauf vieler Inkarnationen darstellt. Nichts geht verloren, da Gedanken und Gefühle Kräfte sind. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Tat, jede Willensäußerung, jede Erfahrung drückt der Seele ihren Stempel auf, mal stärker, mal schwächer. Unauslöschlich prägen sich die Gedanken in das Gewebe unseres Bewusstseins ein – wie auf einem höchst empfindlichen fotografischen Film, der ununterbrochen Eindrücke aufnimmt. Die vergangenen Handlungen eines Menschen und ihre Folgen, die Neigungen, Sympathien und Antipathien bündeln sich im Charakter. Die Summe dieser Eindrücke überdauert den Tod und präsentiert sich im neuen Leben – facettenreich und höchst individuell – als unser Charakter. Er ist somit der lebendige und untrügliche Beweis dafür, dass wir viele Male gelebt haben.

Manchmal kann diese Einsicht auch schmerzhaft sein, etwa wenn wir einsehen, dass die Ursachen für die Entwicklungen in unserem Leben bei uns selbst liegen und wir niemand anderen für Dinge, die uns nicht gefallen, verantwortlich machen können. Doch gerade diese Einsicht birgt die große Chance, unsere Zukunft beherzt in die Hand zu nehmen und vieles besser zu machen!

Wir arbeiten ständig an Facetten unseres Charakters. Wir setzen uns daher mit Schicksalsschlägen auseinander. Unsere Arbeit am Gestaltungswerk unseres eigenen Lebens ist nie abgeschlossen. Jede Wiedergeburt bringt uns eine neue Chance, etwas anderes, etwas Neues zu lernen. Kann es eine hoffnungsvollere Aussicht für unsere Zukunft geben?

Inspirierende Literatur

Wenn Sie mehr über die Entstehung unseres Charakters sowie über die Vorgänge der Wiedergeburt erfahren möchten, wird Ihnen das Buch Geburt und Wiedergeburt von Gottfried von Purucker ein wertvoller Begleiter sein. Es ist soeben in einer sorgsam überarbeiteten und dem heutigen Sprachgebrauch angepassten Neuausgabe erschienen. Besonders die Kapitel 3 und 4 gehen intensiv auf die Entstehung und Bedeutung des Charakters ein und eröffnen tiefe Einblicke in unsere eigene Vergangenheit und Zukunft. Die weiteren Kapitel erläutern die Grundlagen für die Vorgänge der Wiedergeburt und ihre Bedeutung für die Lebenspraxis. Lassen Sie sich inspirieren!

13. April 2023  //  Kommt da noch was?

Rund 50 Prozent der Weltbevölkerung glaubt an Reinkarnation auf die eine oder andere Weise. In den asiatischen Religionen und Philosophien zum Beispiel, zu denen der Buddhismus, der Hinduismus und der Taoismus zählen, ist die Wiedergeburt fester Bestandteil der religiös-philosophischen Lehre. Auch in unserem westlichen Kulturkreis sind immer mehr Menschen davon überzeugt, dass sie wiedergeboren werden.

So wundert es nicht, dass die ZEIT am 5. April 2023 mit der Frage titelte: „Kommt da noch was?“ Im Beitrag „Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?“ wurden sehr unterschiedliche Ansichten darüber vorgestellt, was uns nach dem Tod erwartet. Mit diesem Leserbrief – erschienen im blog.zeit.de/leserbriefe am 13.04.2023 – konnten wir die umfassende Sichtweise der Theosophie dazu ergänzen:

Leserbrief an die ZEIT zum Titelthema „WORAUF FREUEN SIE SICH NACH DEM TOD?“ von Volker Weidermann:

In dem Beitrag haben Schriftsteller ihre persönlichen Ansichten darüber geäußert, wie sie sich ein Leben nach dem Tod vorstellen. Kann diese Frage überhaupt beantwortet werden, bevor klargelegt ist, woraus ein komplexes Lebewesen wie der Mensch aufgebaut ist? Sind wir nur physische Körper oder gibt es darüber hinaus Kräfte und Energien, die uns als Menschen ausmachen?

Wir besitzen Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Emotionen, Energien, Leidenschaften, Wünsche, Sehnsüchte, Gewissen, Gedanken, höheres Sehnen, Intuition und Erkenntnisfähigkeit. Diese Eigenschaften sind Teil unserer Seele und Ausdruck unseres Bewusstseins und damit von ganz anderer Beschaffenheit als unser physisches Vehikel. Sie manifestieren sich in unserem Körper, wirken bis in den Körper hinein, aber sie entstehen dort nicht.

Folglich stirbt diese Seele, dieses Bewusstsein, das wir im Inneren unseres Wesens sind, auch nicht, wenn das Leben des Körpers zu Ende geht. Unsere Seele existiert weiter und durchläuft ihre ganz individuellen nachtodlichen Bewusstseinszustände, geformt durch die Anziehungen, die wir während unseres Lebens geprägt haben. So erleben wir nach dem Tod die Wirkungen auf unser vorheriges Denken und Handeln. Ähnlich hat George Saunders sehr treffend in der ZEIT formuliert, dass es bei unseren Erlebnissen nach dem Tod vor allem darauf ankomme, was für ein Mensch man hier im Leben gewesen sei.

Das Sterben ist also keine Auslöschung. Wenn der Körper zerfällt, existiert der innere Mensch, sein Bewusstsein, seine Egoität, seine höhere Seele, weiter, weil er aus verschiedenen Energien aufgebaut ist. Es sind diese inneren Kräfte, unser essenzielles Menschsein, das nun in andere Welten und Bewusstseinszustände übergeht, in ihnen weiterlebt und nach Vollendung natürlicher Zyklen in einem neuen Körper wiedergeboren wird. Wir alle haben das viele Male erlebt, auch wenn wir zu sehr irdisch gebunden sind, um uns daran zu erinnern – genauso, wie uns nicht bewusst ist, was wir nachts erleben. Doch die Essenz vorheriger Leben lebt in jedem von uns: Sie ist in unserem Charakter gespeichert und macht jeden Menschen unverwechselbar und individuell. Nur so ist der Charakter zu erklären: Er ist die Erinnerung aus vergangenen Leben.

Dieses Wissen ist in vielen religiösen und philosophischen Systemen vorhanden und vor allem in der Theosophie bekannt. Durch die Wiedergeburt ist eine Evolution des Menschen möglich, die auf Erfahrungen und inneren Lernprozessen aufbaut – was wirklich Hoffnung für die Zukunft gibt.

22. Februar 2023  //  Künstliche Intelligenz und menschliches Bewusstsein

Haben Sie es auch schon ausprobiert? Mit dem Sprachroboter „ChatGPT“ ist seit November 2022 eine künstliche Intelligenz (KI) öffentlich nutzbar, die Fragen beantworten, Texte schreiben und beim Verfassen wissenschaftlicher Artikel helfen kann. Die Software erreichte bei theoretischen Teilen eines Examens für angehende Mediziner in den USA sogar mehrfach die vorgeschriebene Mindestpunktzahl (Fragen zu Bildern waren ausgeklammert). Dieser Chatbot und weitere, die folgen werden, werfen erneut die Frage auf, ob es eines Tages möglich sein wird, eine menschenähnliche künstliche Intelligenz zu schaffen, die über Bewusstsein verfügt.

Interessanterweise spielt die Frage, was genau mit „Bewusstsein“ gemeint ist, in der aktuellen Diskussion keine Rolle. Dabei ist genau diese Frage eine bedeutsame Voraussetzung, um sich darüber klar werden zu können, ob eine Maschine jemals Bewusstsein erlangen kann.

Bewusstsein – der innere Kern jedes Lebewesens

In der Theosophie gibt es hierzu ein klares Bild: Alles in der Natur ist Energie und Schwingung, und das, was wir um uns wahrnehmen können, ist letztlich Ausdruck von Energie – wie auch die Physik es beschreibt. Vor diesem Hintergrund kann nachvollzogen werden, dass Bewusstsein eine äußerst feinstoffliche, geistige Energie ist, die mit allen Lebewesen verbunden ist. Sie steckt im Kern jedes Wesens, ein Dasein ohne Bewusstsein ist nicht möglich. Der Mensch wurzelt in dieser Energie. Bewusstsein durchdringt jede Faser unseres Wesens, jeden Teil unserer Konstitution – bis hinein in unseren physischen Körper.

Ob Atom, Mikroorganismus, Pflanze, Tier oder Mensch – sie alle leben und entwickeln sich. Das ist nur möglich, weil sie über Bewusstsein verfügen, auf ihrer jeweiligen Stufe der Entwicklung: Pflanzen besitzen ein Pflanzenbewusstsein, Tiere ein Tierbewusstsein und der Mensch verfügt sogar über ein reflektiertes, auf sich selbst bezogenes Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist der innere Kern jedes Wesens, es macht jedes Lebewesen aus, lässt es lernen und innerlich wachsen.

Denken wir nur an die Heilkräfte, die von bestimmten Mineralen und Pflanzen ausgehen und in der Medizin Beachtung finden. Oder bedenken wir die verschiedenen Wesensarten der Tiere, die Ausdruck unterschiedlichen Bewusstseins sind. Diesen Ausdrucksformen von Bewusstsein ist gleich, dass sie sich kaum auf sich selbst beziehen können, sie können sich selbst kaum erkennen. Das Bewusstsein von Mineralen, Pflanzen oder Tieren lässt sich in unterschiedlicher Ausprägung mit Instinkt umschreiben.

Das menschliche Bewusstsein hat hingegen eine viel weitere Ausdehnung. Es kann sich auf sich selbst beziehen. Es kann zwischen „ich“ und „du“ unterscheiden, sich selbst in Relation zu Anderen verstehen und daraus Handlungen ableiten. Diese Unterscheidungsfähigkeit, dieses reflektierte Bewusstsein macht uns aus, es macht uns menschlich. Dadurch können wir uns in jede Richtung entwickeln, die wir wollen. Wir können lernen, wachsen und uns und die Welt verändern.

Dieser permanente Entwicklungsprozess, diese andauernde Evolution führt zur Entfaltung unserer inneren Fähigkeiten. Und diese Fähigkeiten finden ihren Ausdruck in unserem Leben, in den Wissenschaften, in Erfindungen, in Kunst und Literatur und eben auch in dem Teilgebiet der Informatik, das als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnet wird.

Künstliche Intelligenz und ihre Grenzen

Im Allgemeinen bezeichnet Künstliche Intelligenz (KI) den Versuch, bestimmte Entscheidungsstrukturen des Menschen nachzubilden, indem ein Computer so gebaut oder programmiert wird, dass er relativ eigenständig Probleme bearbeiten kann. Oftmals wird damit aber auch eine nachgeahmte Intelligenz bezeichnet, wobei durch meist einfache Algorithmen ein intelligentes Verhalten simuliert wird, etwa bei Computerspielen. Über komplexe Software wird ein Computer oder ein Roboter in die Lage versetzt, Datenmengen zu verarbeiten, die ein Mensch natürlicherweise nicht verarbeiten kann. Doch macht ihn das „intelligent“ oder gar menschlich?

Roboter sind schon heute in der Lage, menschliche Emotionen zu lesen und zu verarbeiten. Diese Verarbeitung erfolgt auf der Basis einer Programmierung durch Menschen und nicht auf der Basis eines geistigen Prinzips, dem Bewusstsein inhärent ist. Das Computerprogramm kann Gesichter zuordnen, doch es „versteht“ sie nicht und empfindet nichts, wenn das Gesicht lächelt oder weint. Das Computerprogramm ist emotionslos und erlebt keinen Erkenntnisgewinn. Ein Beispiel: Für einen Computer sind ein lachender :-) und ein trauriger :-( Smiley nur zu 33 Prozent verschieden – für uns hingegen zu 100 Prozent.

So kommt auch Anja Höfer in der Kulturmedienschau des Radiosenders SWR2 vom 27.01.2023 zu dem Ergebnis: „Das kreative Schreiben und die Künste wird eine KI nie ersetzen können. Maschinen werden kein Bewusstsein, keine Erfahrungswerte und keine echten Emotionen entwickeln. Sie können nur simulieren.“

Was uns Menschen zu Menschen macht

Es ist die individuelle emotionale und gedankliche Verarbeitung von Erfahrungen, Ideen, Erlebnissen und Gefühlen – die Teile des menschlichen Bewusstseins sind –, die uns Menschen zu Menschen macht. Die Verarbeitung von Erfahrungen führt uns zu entsprechenden Schlussfolgerungen und dem entsprechenden Einsatz unserer intellektuellen Fähigkeiten. Und immer wieder erleben wir Gedankenblitze und Eingebungen, die wir Intuition nennen: Wir erkennen etwas, ohne es zu wissen, im Sinne von „gelernt zu haben“. Die individuelle Verarbeitung unserer Erlebnisse, Erfahrungen und Inspirationen bildet und entwickelt letztlich unseren Charakter.

Wir haben Empfindungen, erleben Bindung, Liebe, Verlust, Trauer und hoffentlich auch inspirierte Momente der Erkenntnis und innerer Harmonie. Genau das ist die Art und Weise, wie wir lernen, uns entwickeln und unseren Charakter ausbilden. Diese menschlichen Eigenheiten und Fähigkeiten – dieses menschliche individualisierte Bewusstsein – vermag eine wie auch immer programmierte Maschine niemals zu entwickeln, da Bewusstsein an einen immateriellen Bewusstseinskern gebunden ist, der der Maschine fehlt.

Menschen entwickeln sich auf eine Weise, wie es ein Roboter niemals kann

Wir sind alle Individuen. Und bei jedem einzelnen Menschen sind Fähigkeiten unterschiedlich ausgeprägt. Jeder Mensch leitet so gesehen seine Evolution selbst an, je nachdem, mit welchen Ideen er sich beschäftigt, was er denkt und tut. Wir sind die Schöpfer unserer selbst! Und ein jeder ist einzigartig und auf seinem ureigenen Weg der inneren und damit geistigen Entwicklung.

Künstliche Intelligenz, Roboter können uns auf diesem Weg unserer geistigen Evolution gegebenenfalls unterstützen, doch sie werden uns Menschen hierin nie ersetzen können. Vielmehr ist für uns entscheidend zu erkennen, wer wir sind und wie wir unsere Entwicklung, unsere geistige Evolution fördern können: indem wir Erfahrungen machen und das so Gelernte in uns wirken und sich entfalten lassen. Indem wir mit unserem inneren Wesenskern in Kontakt sind und nicht nur unseren Intellekt nutzen, sondern auch unsere Intuition. Wir sind Denker und können unsere Intuition immer weiter entwickeln. Das kann die Maschine nicht.

Blicken wir also vertrauensvoll in eine Zukunft, die uns Menschen immer einzigartig bleiben lässt – weil wir von Bewusstsein erfüllt sind und unsere inneren Fähigkeiten nutzen und ausbauen können!

11. August 2022  //  Gibt es Leben in den Weiten des Alls?

Es sind erstaunlich scharfe und unglaublich schöne Bilder, die vom James-Webb-Teleskop am 12. Juli der Weltöffentlichkeit präsentiert wurden. Zu sehen sind fünf Aufnahmen, die einige der spannendsten Gebiete der modernen astronomischen Forschung abdecken. Das James-Webb-Teleskop, so heißt es, wird unser Bild des Universums wohl ebenso revolutionieren, wie das Hubble-Teleskop es einst tat.

Forscherinnen und Forscher erhoffen sich von den Aufnahmen unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem von ihnen angenommenen Urknall. Zudem wollen sie bisher unbekannte Erscheinungen im Kosmos entdecken und bewohnbare Planeten außerhalb unseres Sonnensystems studieren. Damit verbunden ist die spannende Frage: Gibt es Leben in den Weiten des Alls – oder ist unsere Erde der einzige belebte Ort?

Gigantische Ausmaße des Kosmos

Wissenschaftler rätseln noch über die wahre Größe unseres Universums. Bislang wissen sie, dass es mindestens mehrere Hundert Milliarden Galaxien umfasst – im für uns sicht- und messbaren Bereich. Wie viele mögen es in den unsichtbaren Räumen des Alls sein, die mit bisherigen Teleskopen nicht erfasst werden können? Ein Ausmaß, das jedes menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt.

Eine dieser mehreren Hundert Milliarden Galaxien ist unsere Milchstraße. Unsere Erde inklusive des dazugehörigen Sonnensystems sind Mitglied dieser großen Galaxie Milchstraße und an einem der spiralförmigen Ausläufer der Galaxie positioniert. Allein die Milchstraße soll mehrere Hundert Milliarden Sterne, also Sonnen, beinhalten. Um jede dieser Sonnen kreisen, so wird vermutet, wiederum Planeten.

Um die Milchstraße zu durchqueren, würden wir, sofern wir uns mit Lichtgeschwindigkeit bewegen könnten, über 100.000 Jahre benötigen – man kann also erahnen, wie groß allein unsere Heimatgalaxie ist.

Wie finden wir außerirdisches Leben?

Die Frage nach Leben in den gigantischen Weiten des Alls jenseits unserer Erde wird von heutigen Wissenschaftlern sehr kontrovers diskutiert. Die führenden Denker und Philosophen des Altertums waren aufgrund ihrer Studien zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht nur auf der Erde, sondern überall, auf allen Planeten und Sonnen, Leben geben muss – wenn auch in anderer Form oder in anderen Bewusstseinszuständen. Sie versuchten nicht, Leben zu begrenzen und rein materiell zu begründen. Vielmehr verwiesen sie auf Kräfte und Instanzen, die hinter allen manifestierten Daseinsformen wirksam sind. Daher forderten sie immer wieder dazu auf, den Blick über das Materielle hinaus zu richten.

Planeten und Sonnen sind lebende Wesen

Vulkane, Erdbeben, Geysire, die Drehung der Erde, die Gravitation, die klimatischen Veränderungen, das Heben und Absinken von Landmassen sowie alle Erscheinungen auf und in der Erde können wir als Ausdrucksformen des Lebens unseres Planeten Erde ansehen. Er ist ein lebendiger Organismus und ebenso von Leben erfüllt wie ein Mensch und jedes andere Lebewesen der vielfältigen Naturreiche.

Was für die Erde gilt, gilt auch für andere Planeten, zum Beispiel für die Venus. Die aus unserer Sicht große Hitze, die auf der Venus herrscht, die Wolken- und Schleierbildung, die Rotation im gegenläufigen Sinn zur Erde – sind sie nicht ebenso Lebensäußerungen der Venus?

Ein anderes Beispiel ist die Sonne. Ihre Bewegungen und Kreisläufe, ihre Ausstrahlungen und Protuberanzen zeigen, wie lebendig sie ist. Die Sonnenprotuberanzen sind nicht nur heiße Gasschleifen voller elektrisch geladener Plasmateilchen, sondern regelrechte Ausbrüche von Lebenselektrizität. Ohne die „Leben“ spendende Sonne könnten wir nicht existieren. Dies zeigt auch, wie alles im Universum miteinander verbunden, verzahnt und vernetzt ist, von „Leben“ durchpulst wird.

Wie könnte sonst ein Mensch aus einem toten Universum entstehen oder auf einem toten Planeten Erde zum Leben erblühen? Ebenso wenig wäre es möglich, dass unser physischer Körper, der aus Zellen, Zellverbänden und Organen zusammengesetzt ist, aus leblosen, seelenlosen physischen Atomen entspringen kann. Wären die den Körper aufbauenden Lebensatome tot, wäre auch unser Körper tot, was niemand ernsthaft behaupten kann. Leben kann nur durch Leben entstehen.

Universales Zusammenspiel von Leben und Bewusstsein

Bewusstsein und Leben sind nicht allein an die uns bekannten physischen Formen gebunden, da Lebewesen anderer Welten anderen Bewusstseinssphären angehören. Auch unsere Körper hatten nicht immer das jetzige Aussehen, und sie werden auch zukünftig andere Formen annehmen. Die Embryonalentwicklung ist ein Beispiel hierfür. Als die verkürzte Wiederholung unserer vergangenen Evolutionsgeschichte gibt sie Hinweise auf frühere menschliche Formen.

In Der Mensch in der Unendlichkeit beschreibt Gottfried von Purucker Bewusstsein als das kosmische Fundament des Universums; Geist und Substanz als die Wurzel von Leben. Hieraus ergeben sich nachhaltige Impulse für ein von Verantwortung geprägtes, ethisch orientiertes Weltbild.

Das Erkennen des universalen Zusammenspiels von Leben und Bewusstsein kann zu einem Leben in Humanität, Frieden und Harmonie führen, denn es deckt die innere Verbundenheit allen Seins auf. Das materialistische Denken hingegen weist in die entgegengesetzte Richtung, es führt zu Disharmonie und Krieg. Wie verbreitet es derzeit ist, zeigt deutlich, in welcher Sackgasse wir uns weltweit befinden, die Klimakrise und zahllose Kriege geben ein erschreckendes Zeugnis hierfür ab.

Frieden kann nur dann entstehen, wenn die Zusammenhänge kosmischen Lebens erkannt werden und daraus eine verantwortungsvolle Lebensführung im Denken und Handeln resultiert. Wir sind Teil des kosmischen Ganzen – in uns spiegelt sich alles wider, und wir tragen alle Entwicklungsmöglichkeiten in uns.

Nutzen wir diese Möglichkeiten – die Chance dazu haben wir jeden Tag!

24. Mai 2022  //  Von der Natur lernen, um ihr zu helfen

Der sogenannte „Earth Overshoot Day“ kennzeichnet den Tag, an dem die Menschheit aufgebraucht hat, was die Natur bis zum Ende des Jahres zur Verfügung stellt. Trotz des unfassbaren andauernden Krieges in Europa dürfen wir diese Tatsache nicht übersehen. 2021 fiel der weltweite Earth Overshoot Day auf den 29. Juli. Für 2022 steht noch kein Datum fest. Klar ist aber schon jetzt: Der „Erdüberlastungstag“ für Deutschland war bereits am 4. Mai 2022. Seitdem verbrauchen wir allein hierzulande schon mehr natürliche Ressourcen, als bis Ende des Jahres wieder nachwachsen können.

Wohin soll das noch führen? Wie können wir umdenken lernen und stärker im Einklang mit der Natur leben, anstatt unseren Planeten auszubeuten? Was können wir von der Natur lernen?

Lebendige Vernetztheit erkennen

Die Natur ist keine „Ressource“! Sie ist durch und durch von Leben erfüllt und wir sind ein integraler Teil dieses Lebens. Das Äußere, für uns Wahrnehmbare ist nur der Ausdruck von Kräften oder Prinzipien, die im Physisch-Sichtbaren wirken. Erst wenn diese ursächlich tätigen Prinzipien einbezogen werden, können wir die lebendige Vernetztheit der Natur erkennen und einschätzen, welche Folgen unser Handeln hat.

So kann zum Beispiel eine Pflanze auf vielfältige Weise wissenschaftlich untersucht, in winzige Teile zerlegt und unter dem Elektronenmikroskop betrachtet werden; es können die Aufeinanderfolge der Aminosäuren in ihren Eiweißmolekülen bestimmt, die physiologischen Vorgänge ihrer Fotosynthese ergründet oder ihre Wachstumsgeschwindigkeit quantitativ erfasst werden. Doch die Fülle der gemessenen Daten wird kein lebendiges Bild ergeben ohne die grundlegende Frage: Kann es sein, dass die einzelne Pflanze – jede Pflanze, jedes Tier, jedes Lebewesen – einen einmaligen evolutionären Weg vor sich hat?

Würde ein solches Verständnis von individuellen Lebewesen unseren Blick auf die Natur nicht radikal verändern und uns größeren Respekt vor ihnen abverlangen?

Vorbild Natur: Synergien und Kooperation

Synergieeffekte gehören zu den erstaunlichsten Tatsachen, die in der Natur beobachtet werden können. Immer wieder zeigt sich: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Zum Beispiel erhält eine Honigbiene ihre Nahrung aus dem süßen Nektar einer Blüte und die Blüte wird durch Pollen befruchtet, die die Biene von anderen Blüten in ihrem Haarkleid mitbringt. So erlangt die Biene nicht nur den kostbaren Nektar, der im Bienenstock in Honig umgewandelt wird, sondern ermöglicht gleichzeitig der Pflanze ihre Samenbildung, damit ihren Fortbestand, und gleichzeitig entstehen Früchte, die wiederum Nahrung für andere sind.

Ein weiteres Beispiel: Im menschlichen Stoffwechsel verstärken sich die Vitamine E und C derart in ihrer abwehrstärkenden (antioxidativen) Wirkung, dass der Gesamteffekt die Einzelwirkungen weit übertrifft. Auch die Physik kann mit verschiedenen Formeln veranschaulichen, wie die unterschiedlichsten Kräfte zu einem Zweck zusammenwirken. Wohin wir auch sehen, überall erweist sich Kooperation als universales Prinzip in der Natur.

Die Natur ist unpersönlich

Der Effekt der Kooperation ist mehr als nur eine Synthese, er ist Synergie, das heißt, das Zusammenwirken setzt zusätzliche Energien frei. Doch was ist die Ursache für den Synergieeffekt? Die zusammenwirkenden Zellen, Eiweiße, Kräfte, die immer zugleich auch an Wesenheiten gebunden sind, sind keineswegs auf das beschränkt, was gemessen werden kann. Sie sind vielmehr ein Ausdruck innerer, belebender Kräfte oder Prinzipien. So enthalten zum Beispiel unsere Körperzellen latent den gesamten Plan, der in ihnen wirksam ist. Die Kooperation versetzt sie in die Lage, mehr von ihrem Inneren zum Ausdruck zu bringen, und das können sie nur deshalb, weil sie von Leben erfüllt sind.

Woher kommt es, dass diese Zusammenarbeit in der Natur so vorbildlich und reibungslos funktioniert? Ein wichtiger Grund liegt in der Unpersönlichkeit der Natur. Sie hat keine egoistischen Motive, die den Gesamtzusammenhang trüben, keine persönlichen Differenzen, die das Miteinander und die Kooperation gefährden. Alles in ihr wirkt unpersönlich zusammen, wie in einem Uhrwerk ein Rad in das andere greift, zum Wohle des übergeordneten Ganzen.

Ethik als universell wirksames Prinzip wirkt unangefochten in allen Naturvorgängen. Nur der Mensch kann sich dieser harmonisierenden und Frieden gebenden Macht durch seinen Willen entgegenstellen und Disharmonie auslösen.

Den Blick auf das Wesentliche richten

Wenn wir die Natur in ihren grundlegenden Prinzipien erfassen, ihre wunderbare Vielfalt erkennen und das fantastische Zusammenwirken der Naturreiche auf allen Ebenen des Seins berücksichtigen, können wir neue Ansatzpunkte für Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft gewinnen.

Gerade in Zeiten weltweiter Konflikte, eines sich wandelnden Klimas mit daraus folgenden extremen Veränderungen von Lebensräumen, angesichts sich verknappender Ressourcen, schwindender biologischer Vielfalt und pandemischer Entwicklungen brauchen wir genau dieses Wissen, um grundlegende Veränderungen in unserem Denken und Handeln zu erreichen.

Die Unpersönlichkeit der Natur kann dabei stets ein ausgezeichnetes Vorbild sein, von dem wir unendlich viel lernen können.

10. Februar 2022  //  Vulkane und die Lebendigkeit der Erde

Wenige Naturkatastrophen halten die Welt so sehr in Atem wie Vulkanausbrüche. Das gilt auch für den Ausbruch auf Tonga, der die südpazifische Insel am 14. und 15. Januar 2022 verwüstete. Die Mega-Eruption des unterseeischen Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai hat selbst Wissenschaftler überrascht. Die Eruptionssäule erhob sich bis zu 39 Kilometer in die Stratosphäre, das dadurch verursachte Eruptionsgewitter entlud sich mit über 400.000 Blitzschlägen innerhalb weniger Stunden. Weite Teile des Inselstaats Tonga wurden von einer 5–10 cm dicken Schicht vulkanischer Asche bedeckt. Die Druckwelle der Eruption bewegte sich mehrfach um den gesamten Erdball und konnte sogar in Deutschland gemessen werden. Ein anschließender Tsunami mit bis zu 15 Meter hohen Wellen verwüstete Teile von Tonga und erreichte auch weit entfernte Küsten etwa in Japan, Alaska und Südamerika. Zum Glück kam die Bevölkerung verhältnismäßig glimpflich davon, wenngleich die Schäden natürlich immens sind.

Was hat es mit den immer wieder ausbrechenden Vulkanen, Erdbeben und Tsunamis unserer Erde auf sich, wodurch werden sie verursacht?

Nicht beim Vordergründigen, Physisch-Sichtbaren bleiben

Geowissenschaftler können mithilfe der Theorie der Plattentektonik und der Kenntnisse des inneren Aufbaus der Erde den Vorgang und die Auslöser eines Vulkanausbruchs oder eines Erdbebens recht gut erklären. Diese Erklärungen sind allerdings eher mechanischer und beschreibender Art. Die Frage bleibt: Können die wirklichen Ursachen gefunden werden, wenn lediglich die sichtbaren Phänomene und die Auswirkungen der im Erdinnern stattfindenden Prozesse betrachtet werden?

Auf die äußeren Vorgänge beschränkte Erklärungen bleiben naturgemäß vordergründig und entsprechend unbefriedigend, weil die eigentlichen Ursachen der Naturvorgänge jenseits des physisch Erfassbaren liegen. Die mechanisch ablaufenden Prozesse sind nur das äußere Glied in einer langen Ursachenkette. So stellt sich die Frage, ob die Verschiebungen der Erdplatten lediglich mechanischen Ursprungs sind, wie allgemein angenommen wird, oder ob sie womöglich auf den Auswirkungen des innewohnenden Lebens beruhen, der Vitalität unserer Erde: Könnte das, was von Seiten der Wissenschaft als „Ausbruch ungeheurer Energiemengen“ angesehen wird, in Wirklichkeit der Ausstoß von Lebensenergie, der Vitalität der Erde sein?

Die Lebendigkeit unseres Planeten

Wie anregend es ist, über die Lebendigkeit der Erde nachzudenken, zeigt der Artikel „Der Mensch im Wirbel von Naturgewalten“ in Verborgenes Wissen: Die Vernetzung von Mensch und Universum. Hier schreibt Bärbel Ackermann: „[…] die Erdkruste [schwimmt] auf einem gewaltigen Meer von Leben und ist selbst durch und durch von Leben erfüllt, was Erdrutsche, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Sturm, Regen und der Wechsel von Hitze und Kälte bezeugen. Derartige Vorgänge könnte kein toter Planet hervorbringen. Jede Bewegung und Veränderung ist Ausdruck von Leben, von lebenden Wesenheiten aller Naturreiche. Etwas Totes wäre absolut starr und unveränderlich. Das aber gibt es nirgendwo in der Natur, denn alles verändert sich, bewegt sich, dreht sich, ist in permanenter Evolution begriffen, eben weil alles lebt. Erst wenn wir die tiefe Wahrheit hinter dieser Aussage zu erkennen beginnen, finden wir Zugang zu den Hintergründen von Naturkatastrophen aller Art.“

Auch der Mensch ist beteiligt

Nichts – gar nichts – geschieht ohne Ursache. Weder Vulkanausbrüche noch Erdbeben oder Naturphänomene wie elektrische Entladungen kommen einfach so vor. Sie sind Teil des großen Ursache-Wirkungs-Geflechts der Natur, zu dem auch wir Menschen gehören. Die elektrischen, magnetischen und seismischen Bewegungen der Erde sowie die Bewegungen der Sonne und der Planeten sind verschiedene Bewegungen einer allgemeinen Natur. Jeder Teil dieses gigantischen Netzwerks wirkt auf andere Teile und reagiert auf sie.

Der Mensch wirkt darin wie ein großer Dynamo, der Energie erzeugt, aufspeichert und ausstrahlt. Wenn Massen von Menschen auf diese Weise Energie erzeugen und verteilen, dann ist die Wirkung auf unseren Erdball mächtig genug, um Katastrophen zu erzeugen oder sie zumindest in ihrer Wirkung zu beeinflussen.

Vergegenwärtigen wir uns, welch ungeheure Kräfte allein in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Erde täglich von Millionen von Menschen in Form von Angst, Panik und Hass freigesetzt werden, dann können wir erahnen, wie dadurch die Atmosphäre und das Astrallicht der Erde beeinflusst werden.

Das Astrallicht ist nicht nur die feinstoffliche Region, die die Erde umgibt und durchdringt. Sie ist zugleich auch die Vorratskammer für alles, was die physische Sphäre als Energie verlässt. Damit nimmt das Astrallicht alles auf, was auf unserem Planeten geschieht, was wir tun, denken, fühlen und wünschen. Hier können sich gewaltige Energiemengen ballen und nach Entladung suchen.

Naturkatastrophen sind Wege der Natur, das Gleichgewicht wiederherzustellen

Es gibt viele Naturereignisse, die zyklisch bedingt auftreten, weil die Erde ihre eigenen Rhythmen hat und selbst in größere Zyklen eingebunden ist. Doch wir tragen in erheblichem Ausmaß dazu bei, wie heftig diese Naturereignisse ausfallen, und wir erzeugen viele Dissonanzen zusätzlich durch eine von Egoismus, Streit und Krieg getränkte Gedankenatmosphäre, deren Energien sich im Astrallicht sammeln und entladen. Auch unser oft ausbeuterischer Umgang mit der Natur trägt seinen Teil dazu bei.

Deshalb dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich die Wesenheit Erde mit ihrer ganzen Vitalität wehrt, was in Wirbelstürmen, Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Seebeben, Hitze- und Kälteausbrüchen sowie Feuersbrünsten zum Ausdruck kommt. All diese Reaktionen sind Versuche, Disharmonien, Spannungen, Energien auszugleichen, den mentalen, energetischen Unrat der Menschen zu beseitigen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Genauso wie zum Beispiel Fieber und Schüttelfrost im menschlichen Körper eine Reinigung, ein Befreien des Systems von Giften bewirken können.

Die Frage nach dem „Warum“ hat also viele Facetten. Sie lässt sich nicht aus nur einem Blickwinkel beantworten, erst wenn wir die einzelnen Fäden zu einem Netzwerk verweben, ergibt sich das Ganze. Und obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse und Errungenschaften enorm sind und oft genug Grenzen des Fassbaren aufzeigen, ist doch eines sicher: Hinter allem Sichtbaren wirken Geist, Intelligenz, Wille und Bewusstsein als die wirkliche Realität. Und wir Menschen haben daran einen bedeutsamen Anteil.

Wir wünschen Ihnen möglichst sturmfreie, harmonische Zeiten!

10. Dezember 2021  //
Wer „nach mir die Sintflut“ denkt, ist auf dem Holzweg!

Zum Jahresende ziehen wir gern Resümee und schauen ins neue Jahr. Was bewegt uns, was liegt vor uns? Anlass zum Nachdenken haben wir genug, wenn wir allein die Auswirkungen der Klimakrise betrachten. Die Welt schaute im letzten Monat gebannt nach Glasgow, wo sich Tausende von Staatsoberhäuptern und anderen Entscheidungsträgern bei der Weltklimakonferenz versammelt hatten. Die Konferenzteilnehmer waren sich bewusst, wie ernst die Lage auf der Erde ist. Drastische Worte wurden benutzt, UN-Generalsekretär António Guterres mahnte, „die Natur nicht länger als Toilette zu benutzen“.

Jetzt ist die Konferenz vorbei, doch die Arbeit geht weiter, und zwar nicht nur in den Büros der Mächtigen, sondern auch bei uns! Die Herausforderung lautet: Wollen wir zum Verderb oder zum Aufbau und Erhalt der Natur und des Planeten beitragen – mit unserem Denken und Handeln?

Schicksalsgemeinschaft Erde

Wir bilden mit der lebendigen Erde eine Schicksalsgemeinschaft, auch über dieses jetzige Leben hinaus. Wer meint, die spätere Zukunft ginge ihn nichts an – gemäß dem Motto „Nach mir die Sintflut!“ –, unterliegt einer Illusion. Er verkennt unsere innere Verbundenheit mit der Natur und diesem Planeten. Diese Verbundenheit reicht weit über den Tod hinaus, denn auch unser nächstes Leben verbringen wir auf dieser unserer Erde, wie Theosophie eingängig erklärt. Wenn wir sterben, lösen wir uns nicht einfach ins Nichts auf und verschwinden. Somit können wir uns nicht aus der Verantwortung stehlen.

Welche Belege gibt es für die Wiedergeburt? Was könnte uns vertrauter sein als das eigene Bewusstsein, die eigene Identität, der eigene Charakter: Hierin finden wir den besten Beweis dafür, dass wir bereits viele Male gelebt haben. Gerade unser Charakter – das, was uns von Anderen unterscheidet – enthält die Quintessenz vieler Leben und zahlreicher individueller Erfahrungen. Den wirklichen, inneren Menschen in uns – mit seiner Naturliebe und Empathie – zum Ausdruck zu bringen, ist unser großes Werk, das Werk eines jeden Einzelnen. Das ist eine wunderschöne Aufgabe! Sie führt zur Harmonie mit der Natur, die wir gerade jetzt so dringend benötigen.

Das Wissen um die Wiederverkörperung ist wichtig für ein tieferes Verständnis davon, was in uns und auf der Erde geschieht. Hermann Knoblauch schreibt in „Beweise für die Wiedergeburt“ in Verborgenes Wissen – Der Mensch in Gegenwart und Zukunft: „Was allgemein fehlt, ist das Wissen um die inhärenten Kräfte und Gesetzmäßigkeiten, die unser Leben leiten und bestimmen. Und das ist die Tragik unserer Zeit.“

Der Erde wegen über Wiederverkörperung nachdenken

Es lohnt sich, hierüber nachzudenken. Wir wissen, nicht wann und wo wir uns wiederverkörpern, aber solange unsere Evolution nicht abgeschlossen ist, werden wir zurück zur Erde angezogen und ein neues Leben beginnen, so die Aussage der Theosophie. Im nächsten Leben kann uns die Natur mit ihrer bezaubernden, lebendigen Schönheit wieder beglücken – wenn wir es schaffen, unserer Erde, die längst krank ist, die nötige Regeneration zu verschaffen. Ist das nicht genug Motivation, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen? Praktisch, indem wir uns für den Schutz der Wälder und die Aufhaltung der fortschreitenden Erderwärmung durch CO2-Emissionen und die Erzeugung von Feinstaub einsetzen. Um nur ein konkretes Beispiel zu nennen: Wir können auf Holzverbrennung in Kaminöfen verzichten, denn leider ist die Holzverbrennung keineswegs klimaneutral, wie oft behauptet wird.

Alle Entwicklungen nehmen ihren Anfang in Gedanken. Deshalb dürfen wir auch als Denker keine Quelle des Üblen sein. Im Gegenteil, mit unseren menschlichen Fähigkeiten des empathischen, unegoistischen Denkens und mit unserer Liebe zur Natur können wir selbst der Grund zur Hoffnung sein, den wir so dringend brauchen.

Lassen Sie sich nicht von Fluchtgedanken („nach mir die Sintflut!“) packen, handeln Sie mutig und zuversichtlich und vertrauen Sie in Ihre eigenen inneren Denkfähigkeiten und Ihre Empathie für die Natur. Wenn wir auf dieser Basis handeln, machen wir die Natur nicht zu einem Gegner, sondern wir werden – unserer Bestimmung und unserem Wesen entsprechend – wahre Mitarbeiter der Natur. Auch die Corona-Pandemie würde in einer solch positiven Gedankenatmosphäre ausgebremst werden oder hätte sich gar nicht erst entwickeln können.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine inspirierende und friedliche Weihnachtszeit – und bleiben Sie gesund! 

2. Oktober 2021  //  Ist die Todesstrafe gerechtfertigt?

Das war eine gute Nachricht in diesem Sommer: In den USA sind Hinrichtungen auf Bundesebene vorerst ausgesetzt und sollen abgeschafft werden. Der Grund sind ernsthafte Bedenken gegen die Vollstreckung der Todesstrafe und der Verdacht auf mögliche Willkür, die überproportionale Betroffenheit von Schwarzen und die beunruhigende Zahl von Fehlurteilen. Auch soll untersucht werden, ob die in der Giftspritze verwendete Substanz mit hohem Risiko Schmerzen und Qualen verursacht.

Neben diesen nachvollziehbaren Argumenten gibt es aus Sicht der Theosophie noch wichtige weitere Gründe, sich von der Todesstrafe zu distanzieren.

Zum einen ist kein Gericht der Welt in der Lage, die komplexen karmischen Verwicklungen und Hintergründe eines Verbrechens vollständig zu ergründen und gerecht zu beurteilen. Ein Fehlurteil stellt im Fall der Hinrichtung einen nicht wiedergutzumachenden Akt der Unmenschlichkeit dar. An Gerechtigkeit unübertroffen ist dagegen das karmische Gesetz: Jede Tat wird früher oder später ihre angemessene, exakt passende und unbestechlich gerechte karmische Reaktion nach sich ziehen – eine Reaktion, die auch alle die Aspekte mit einbezieht, die weltlicher Justiz verborgen sind.

Dennoch will der Staat natürlich Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen, bestrafen und verhindern, dass sie weiteren Schaden anrichten. Nur ist bei der Bemessung des Strafmaßes in keinem Fall die Todesstrafe zu empfehlen. Denn was bewirkt sie? Der Tod des Körpers bedeutet nicht den Tod des Menschen. Der restliche Mensch mit seinem Bewusstsein, seinem Willen und seinen Gefühlen ist durchaus noch vorhanden und auch nach dem Tod seines Körpers aktiv.

Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, Leben könne getötet werden. Es findet lediglich ein Wechsel des Bewusstseins statt. Aus der Physik ist bekannt, dass nichts im Universum verloren gehen kann. Ein treffendes Beispiel ist Wasser, das bei starker Erhitzung verdampft. Ähnlich – in Analogie – findet der Vorgang beim Tod statt: Der physische Körper löst sich auf, während der eigentliche, innere Mensch in einen anderen Zustand des Bewusstseins übergeht. Und so, wie der Dampf des Wassers, verbleiben Hingerichtete in der Erdatmosphäre, nur eben in einer anderen Zustandsform – ohne physischen Körper.

In gewisser Hinsicht sind sie nun frei von allen körperlichen Beschränkungen und können ihren gebündelten Emotionen freien Lauf lassen. So haften Hingerichtete auch weiterhin mit ihrer vollen Vitalität an der irdischen Sphäre – in der sogenannten Astralsphäre, die unsere Erde umgibt. Ihr ganzer Hass, ihre Emotionen und Leidenschaften, die durch die Verurteilung und die Geschehnisse um ihre Verbrechen herum angefacht und verstärkt wurden, können sich nun in vollen Zügen in der Erdatmosphäre entfalten, da nur der physische Körper getötet wurde und die gesamte Lebenskraft noch vorhanden ist. Besonders labile Menschen, die für psychische Einflüsse empfänglich sind, bekommen dies zu spüren.

Gewalt jeder Art, auch staatlich „gerechtfertigte“ Gewalt in Form einer Hinrichtung, ist also durchaus kein geeignetes Mittel, um wirksam gegen Gewalt vorzugehen. Gewalttäter werden durch die Todesstrafe keine besseren Menschen, und die Todesstrafe ist für sie in mehrfacher Hinsicht verhängnisvoll. Ihre Evolution in dieser Inkarnation wird vorzeitig und gewaltsam abgeschnitten. Sie können in diesem Leben nichts mehr dazulernen beziehungsweise sich nicht mehr in der einen oder anderen Form läutern. Hierzu bedarf es der nächsten Inkarnation, deren Lebensumstände durch das zurückgehaltene Karma noch schwieriger und verfahrener sein können als die der gegenwärtigen.

Katherine Tingley kommt deshalb zu dem Schluss: „Der einzige Weg, um einen Kriminellen zu eliminieren, liegt in der Besserung des Menschen, der ein Krimineller ist. Sein körperliches Leben zu zerstören ist nichts als ein dummer Fehler.“

Es zeigt sich wieder einmal, dass ein universal gültiger Erkenntnishintergrund die Urteilskraft in praktischen Lebensfragen verbessert. Theosophie basiert auf den Grundprinzipien der Natur, und wir tun gut daran, diese Prinzipien in die Entscheidungen unseres täglichen und gesellschaftlichen Lebens einzubeziehen.

Wenn Sie dieses Thema vertiefen und mehr über die Folgen der Todesstrafe für den Täter sowie für die gesamte Atmosphäre des Astrallichts wissen möchten, empfehlen wir Ihnen den Artikel „Ist Todesstrafe gerechtfertigt?“ in Verborgenes Wissen – Der Mensch in Gegenwart und Zukunft. Dort finden Sie auch fundierte Beiträge zu den Themen Tod und Wiedergeburt.

24. Juli 2021  //  In Harmonie mit der Natur

„Frieden schließen mit der Natur“ – so überschreibt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen den Bericht zum Zustand der Welt. Er zeigt Lösungswege, wie unser Planet noch zu retten ist: Durch eine Art grüne Revolution mit teils tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft, Finanzsystemen, Staatssubventionen und Gesellschaft. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie sehr die Gesundheit von Mensch und Natur miteinander verwoben ist, deshalb sei es notwendig, die Natur anders als bisher zu betrachten und wertzuschätzen.

Die verheerenden Fluten im Westen und Südwesten Deutschlands unterstreichen diese Notwendigkeit aktuell auf ihre eigene bestürzende Weise.

Die Natur neu zu betrachten ist ein wichtiger, dringend notwendiger Ansatz, für den die Theosophie elementare Grundlagen liefert. Denn was ist die Natur? Sie offenbart sich bei näherer Betrachtung als ein von Leben durchdrungener und aufgebauter Organismus, dessen unzählige Lebewesen ihr eigenes Leben haben. Dieser Gedanke geht deutlich weiter als heute allgemein bekannt ist. Damit sind weitreichende Konsequenzen verbunden, die erst verstehen lassen, weshalb sich die „Natur“ gegen den Menschen wehrt.

Kosmologen und Weltraumforscher zeigen auf faszinierende Weise, dass es Welten innerhalb von Welten gibt, die sich weit über unsere Galaxie hinaus erstrecken. Aus Sicht der Theosophie sind auch diese Welten von Leben, Geist, Intelligenz und Bewusstsein durchdrungen. Deshalb bilden Mensch und Natur, irdisch wie kosmisch, ein Schicksalsgewebe, das stets zum Gleichgewicht strebt. Stört der Mensch dieses Gleichgewicht in seiner Harmonie, erleben wir Rückwirkungen, wie sie uns der Klimawandel und seine Folgen derzeit mit aller Wucht vor Augen führen. Nicht von ungefähr drängt sich deshalb die Frage auf: „War es die Natur, die uns loswerden wollte?“, wie sie der Schriftsteller Wladimir Kaminer formuliert.

Auch Hendrik Brandt spricht von der wachsenden Gegenwehr der Natur und „der immer wieder so schwer zu ertragenden Erkenntnis, dass da etwas größer ist als wir“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 17./18.07.2021, S. 2). Dieser wahren Größe der Natur kommen wir näher, indem wir den Gedanken zulassen, dass es keine tote, unbelebte Materie geben kann, die Leben hervorbringt. Vielmehr gibt es keinen Winkel auf unserer Erde oder in den Weiten des Alls, der nicht von Leben und Bewusstsein erfüllt und aufgebaut ist. Wie sonst sollten Lebewesen entstehen und Evolution vonstatten gehen?

Wenn wir die Natur in dieser Lebendigkeit betrachten, liegt ihr Wert in den Leben, in all den Individuen, die sie bilden und die sich mit ihrem jeweiligen Bewusstsein überall in der Natur entwickeln. Sie sind auf das Engste miteinander vernetzt und wir mit ihnen. Hier beginnt unsere Verantwortung, und wir merken schon längst, dass alles, was wir unserer Erde antun, letztlich auf uns selbst zurückwirkt – im Guten wie im Schlechten.

Der einzige Ausweg, um mit der Natur in Frieden leben zu können, besteht darin, die in ihr wirkenden Prinzipien zu erkennen und zu beginnen, im Einklang mit ihr zu leben. Wir verfügen über einen freien Willen und können uns dafür entscheiden – jederzeit. Genau das beschreibt Gottfried von Purucker in Mit der Wissenschaft hinter die Schleier der Natur auf eindrucksvolle Weise, mit unglaublicher Offenheit und Tiefe. Er erklärt den inneren Aufbau der Natur und gibt wertvolle Anregungen zum eigenen Denken und Handeln.

Für diesen Sommer wünschen wir Ihnen, dass Sie gut durch alle Wetter kommen und immer wieder aus der unbeschreiblichen Harmonie der Natur, die das großartige Zusammenwirken aller Lebewesen verkörpert, viel Kraft und Frieden gewinnen können. Sei es beim Gang durch Wiesen und Wälder, wenn Sie den Gesängen der Vögel lauschen, beim Anblick einer Blüte oder beim Studium theosophischer Literatur. Was wären wir ohne diese tiefe Harmonie, die wir täglich aus dem Innern der Natur und aus uns selbst schöpfen können. Wir sollten alles tun, um sie zur Entfaltung zu bringen.

10. Februar 2021  // Wissenschaft und Wahrheit

Wissenschaftliche Forschung ist immer wieder faszinierend. Unzählige daraus entstandene Technologien begleiten heute unser Leben – von Medizin über Fortbewegung bis hin zu Weltraumexkursionen. Sicher auch vor diesem Hintergrund hat der neue US-Präsident Joe Biden erklärt, dass die Wissenschaft in seiner Regierung immer in vorderster Reihe stehen werde. Durch ein Team von weltberühmten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern will er dafür sorgen, dass die US-Politik künftig auf „Wissenschaft, Fakten und der Wahrheit“ basiert.

Eine Entscheidung, die sehr zu begrüßen ist. Doch ist das so einfach? Naturwissenschaften beschreiben Naturgesetze. Ohne Zweifel sind zum Beispiel die Gesetze der Gravitation sowie Phänomene wie Elektrizität und Magnetismus exzellent erforscht und können zuverlässig für viele Technologien genutzt werden. Von der Wahrheit dahinter, also von den sie verursachenden Kräften oder Welten, ist wissenschaftlich allerdings noch wenig bekannt.

Auch lassen sich wissenschaftliche Beobachtungen, wie sie zum Beispiel der Urknalltheorie zugerechnet werden, noch ganz anders interpretieren. Wenn wir das Wissen der Theosophie heranziehen, das auf dem Wirken von Bewusstsein und Naturprinzipien basiert, wird deutlich, dass die meisten wissenschaftlichen Denkmodelle nicht über die Grenzen des Physisch-Wahrnehmbaren hinausgehen. Doch die Natur und alle Lebewesen, die sie bilden, existieren in vielen weiteren Daseinsbereichen.

Gottfried von Purucker zeigt in Mit der Wissenschaft hinter die Schleier der Natur, wie das Universum von unsichtbaren, ursächlich wirkenden Kräften aufgebaut und hervorgebracht wird. Es funktioniert und wirkt infolge seiner inhärenten Qualitäten und Energien, die aus diesen unsichtbaren Daseinsbereichen in das materielle, sichtbare Universum hervorströmen. Gleichzeitig macht er deutlich, wie viele wissenschaftliche Theorien diesem Denken bereits näherkommen, wenngleich sie noch längst nicht die verborgenen Lebenszusammenhänge in ihrer Tiefe durchdringen.

Wer der Wissenschaft, den Fakten und der Wahrheit näherkommen möchte, kann in diesem Werk neue Denkmöglichkeiten entdecken, die wegweisend für eine vernetzte Wissenschaft der Zukunft sind. Darüber hinaus wird deutlich, wie wir Menschen in das großartige Netzwerk der Natur eingebunden sind und welche Konsequenzen und Chancen wir daraus für unser eigenes Leben ziehen bzw. entwickeln können. Diese hoffnungsvollen Perspektiven sind beruhigend und inspirierend zugleich!

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